Training für den Ernstfall

Das Technologie-Quartier Wedau-Nord: Auf rund 30 Hektar Fläche soll hier in einigen Jahren ein hochmoderner Technologie-Campus für Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Lehre entstehen. Noch laufen diverse Arbeiten auf der Fläche. Die alten Richthallen und das teils noch unwegsame Gelände bieten einen spannenden Rahmen auch für auf den ersten Blick ungewöhnliche Aktivitäten: Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) trainiert auf der Fläche beispielsweise Rettungseinsätze. Wir haben mit Benjamin Willer, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit beim THW, über die Trainings auf der Fläche gesprochen.

Herr Willer, was genau macht das Technische Hilfswerk?

Das THW ist als Behörde des Bundesinnenministeriums eine der tragenden Säulen des Bevölkerungsschutzes in Deutschland und wichtiger Bestandteil in der örtlichen Gefahrenabwehr. Als moderne, ehrenamtlich getragene Organisation ist die vorrangige Aufgabe des THW der Bevölkerungsschutz bei Katastrophen, Unglücken und besonderen Lagen.

Welchen Reiz hat für Sie die Fläche Wedau-Nord für Ihre Übungen?

Die Nutzung des Geländes ist für uns von großer Bedeutung, da wir so Ausbildung und Einsatzvorbereitung praxisnah durchführen können. Hier können wir wichtige Übungen und Schulungen abhalten, um unsere Einsatzkräfte auf die Herausforderungen im Ernstfall vorzubereiten. Das Gelände bietet uns dabei die Möglichkeit, realitätsnahe Szenarien zu simulieren und praxisnahe Erfahrungen zu sammeln. Dies ist von besonderem Wert, um im Ernstfall schnell und effizient agieren zu können.

Das Gelände enthält verschiedene Geländeformen wie Flächen mit dichtem Bewuchs, tiefe Gruben und verwinkelte Gebäude, die uns ermöglichen, realitätsnahe Situationen nachzustellen. Diese Vielseitigkeit ermöglicht es uns, unsere Fähigkeiten in verschiedenen Umgebungen zu trainieren und uns auf unterschiedliche Herausforderungen vorzubereiten.

Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich für das Vertrauen und die Unterstützung der GEBAG bedanken, die es uns seit Januar 2023 ermöglicht, in unregelmäßigen Abständen zu trainieren.

Was genau trainieren Sie vor Ort?

Als THW-Ortsverband trainieren wir eine Vielzahl von Fähigkeiten und Techniken, um im Ernstfall effektiv handeln zu können. Unsere Trainings umfassen unter anderem Rettungs- und Bergungstechniken, zentrale Themen unserer Ausbildung. Unser Ziel ist es, Personen aus verschiedensten Gefahrensituationen zu befreien, sei es nach Unfällen, Naturkatastrophen oder anderen Notlagen. Hierfür setzen wir uns intensiv mit den unterschiedlichen Rettungsszenarien auseinander und üben verschiedene Techniken.

Ein wichtiger Aspekt ist die Personenrettung aus Gebäuden. Wir trainieren das Vorgehen in einsturzgefährdeten Gebäuden und üben den Umgang mit spezialisiertem Rettungsgerät wie beispielsweise hydraulischen Rettungsgeräten, um Trümmer zu bewegen. Dabei liegt der Fokus auf der sicheren Befreiung von eingeschlossenen Personen unter schwierigen Bedingungen. Außerdem üben wir das Absuchen von weitläufigen, dicht bewachsenen Flächen. Dabei setzen wir Suchketten ein, bei denen unsere Einsatzkräfte systematisch das Gelände durchkämmen, um vermisste Personen zu finden.

Außerdem trainieren wir den korrekten Umgang mit persönlicher Schutzausrüstung, Erste-Hilfe-Maßnahmen, den sicheren Umgang mit elektrischen Anlagen und Geräten, um die Stromversorgung wiederherstellen zu können, sowie unterschiedliche Maßnahmen im Bereich Beleuchtungssysteme. Dabei geht es zum Beispiel um den Aufbau von Lichtmasten, den Einsatz von Flutlichtstrahlern und den sicheren Umgang mit verschiedenen Beleuchtungstechniken. Und das alles ist nur eine Auswahl aus den zahlreichen Fähigkeiten und Techniken, die wir als THW-Ortsverband vor Ort ausbilden.

Sind spezielle „Einsatzgruppen“ vor Ort im Training oder werden alle THW’ler trainiert? Mit wie vielen Personen trainieren Sie vor Ort?

Wir legen großen Wert darauf, als gesamte Einheit zu trainieren, um die Zusammenarbeit und das Verständnis für die verschiedenen Aufgaben und Fähigkeiten zu stärken. Durch regelmäßige gemeinsame Übungen und Schulungen können wir sicherstellen, dass alle Helferinnen und Helfer über grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, um im Ernstfall als Team zu agieren.

Zusätzlich hierzu gibt es jedoch auch Teileinheiten und Fachgruppen, die sich auf bestimmte Aufgaben oder Fachbereiche spezialisieren und dafür spezifische Trainings absolvieren. Diese können sich beispielsweise auf Rettungs- und Bergungstechniken konzentrieren oder auf die Elektroversorgung. Durch die Kombination von gemeinsamen Trainingsaktivitäten als gesamte Einheit und spezialisierten Ausbildungen innerhalb der Teileinheiten haben wir einen guten Mix.