In der Mitte des großen Raums ist ein Stuhlkreis aufgebaut, aus dem CD-Player in der Ecke schallt Schlagermusik. Die Band Klubbb3 singt ihren Hit „Einmal ist immer das erste Mal“. Das Lied handelt davon, dass es nicht lohnt, zu zögern – nur wer über seinen Schatten springt, kann das Leben in vollen Zügen genießen. Der Raum befindet sich in der 60plus-Seniorenwohnanlage Plutostraße in Neumühl.
Einmal in der Woche treiben hier rund zehn Bewohnerinnen gemeinsam Sport. Die jüngste Teilnehmerin, Marga Kressel, ist 68 Jahre alt. Irmgard Busse ist die älteste Sportlerin. „Man muss ja in Bewegung bleiben“, sagt die 90 Jahre alte Bewohnerin der GEBAG-Einrichtung.
„Den Rücken gerade halten!“, mahnt Cilly Manthey (83) mit Blick auf ihre Kursteilnehmerinnen. Seit 40 Jahren ist sie Rehasport-Trainerin beim Sportverein VSG Duisburg. Vor sieben Jahren war sie zum ersten Mal an der Plutostraße im Einsatz. Damals seien ihre Teilnehmerinnen noch „steif und unbeweglich“ gewesen, erzählt sie. „Jetzt ist jeder fit wie ein Turnschuh.“ Gefragt, ob sie schon einmal darüber nachgedacht hat, das Übungsleiteramt aufgrund ihres Alters aufzugeben, schüttelt die 83-Jährige vehement den Kopf. „Solange ich kann, mache ich weiter“, sagt sie. „Ich bin noch lange nicht am Ende.“
Dann holt die Kurs-Chefin Gummibälle hervor und verteilt sie in der Runde. Marga Kressel greift sich eine der roten Kugeln. „Oh, ganz schön schwer“, staunt sie. Jeder Ball wiegt ein Kilogramm. Die Aufgabe, die nun folgt, geht so: Marga Kressel hält die Gummikugel in der rechten Hand, streckt den Arm aus, hebt ihn über den Kopf. Dort oben wandert der Ball in die linke Hand. Dann sinkt der gestreckte Arm wieder hinab. Und das macht sie nun so lange, bis der nächste Schlager verklungen ist. „Da weiß man, dass man was getan hat“, sagt sie nach der Übung. „Aber niemand muss sich bei uns verausgaben. Wer eine Pause braucht, macht eben eine Pause.“
Jetzt sind blaue Bälle im Einsatz. Die Teilnehmerinnen werfen sie sich gegenseitig zu. Erst geht’s im Kreis herum, dann kreuz und quer. „Das macht immer Spaß“, sagt Marga Kressel. „Früher, als ich noch gearbeitet hatte, habe ich oft gedacht, dass ich mehr Sport treiben sollte. Aber alleine konnte ich mich nie so richtig aufraffen. Hier, gemeinsam mit anderen, fällt es mir total leicht.“
Gleich endet die Turnstunde. Auch dazu gibt es einen passenden Song: Tim Toupets „Fliegerlied“ – heut‘ ist so ein schöner Tag, la-la-la-la-la. Die Teilnehmerinnen nehmen sich an den Händen, drehen sich im Kreis. Wohin man schaut: glückliche Gesichter.
Auch Irmgard Busse ist zufrieden mit dem heutigen Training. Seit 24 Jahren wohnt sie in der Plutostraße. Davor hat sie auf einem Bauernhof gelebt, hat auf dem Feld geholfen und die Tiere gefüttert: „Ich war immer in Bewegung. Jetzt – mit 90 – kann ich sagen: Das hält jung!“ Dann steigt sie auf ihr Fahrrad und dreht noch eine Runde durchs Viertel. Ist sie denn gar nicht ausgepowert von dem Training mit Bällen, Hanteln und Gymnastikband? „Ach“, sagt die 90-Jährige, „ich könnte noch drei Stunden weitermachen.“
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