Das Fauchen des Brenners dröhnt in den Ohren. Die Hitze der Flammen kitzelt die Haut. Benjamin Eimers (40) und seine Schwester Friederike (35) treffen letzte Vorbereitungen für den Start, jeder Handgriff sitzt. Und einen Augenblick später steigen sie schon mit ihrem Heißluftballon dem Himmel entgegen. „Glück ab, gut Land!“, ruft Friederike – so lautet der Gruß der Ballonfahrer.
Ballonfahren ist im Hause Eimers eine Familientradition. Vater Wilhelm (75) ist in der Szene eine Legende. Der Duisburger hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten jede Menge Rekorde aufgestellt und Wettbewerbe gewonnen. Sohn Benjamin saß bereits im Alter von vier Jahren mit ihm im Korb. Mehr als 2000 Stunden seines Lebens hat er seitdem in der Luft verbracht.
Tochter Friederike macht derzeit noch ihre Ballonfahrt-Ausbildung, und ihr Bruder bereitet sie auf die Prüfung vor. „Studium, Job, Kinder: Bei mir hat es zwar etwas länger gedauert“, sagt sie. „Aber dass auch ich irgendwann Ballon-Pilotin werde, stand nie außer Frage.“
Die Ausbildung ist umfangreich. Bei allen Fahrten steht die Sicherheit im Vordergrund. Es gibt zahlreiche Regeln und Vorschriften. Das Material wird regelmäßig gewartet. „Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist Ballonfahren sicherer als Radfahren“, sagt Benjamin Eimers.
In der Luft hat er schon viele Abenteuer erlebt. Der Duisburger weiß, wie es sich anfühlt, mit einem Gasballon bei minus 45 Grad Celsius in 7.000 Meter Höhe unterwegs zu sein. Bei einer Solo-Tour hat er die Alpen überquert. Und mit dem Heißluftballon ist er vom Ruhrgebiet aus bis ins französische Toulouse gefahren – 1025 Kilometer, ohne Pause, mit Spitzentempo 140. Das geht nur mit Sauerstoffzufuhr und Kontakt zur Flugsicherung. Damit die Jets ausweichen können. „Länger, weiter, höher – mich reizt es einfach, das Maximum aus dem Ballon rauszuholen“, sagt Benjamin Eimers.
An diesem Abend lässt er es ruhiger angehen, genießt die Aussicht aus dem Korb. Die tief stehende Sonne taucht die Landschaft in warmes Licht. „Ideale Bedingungen“, sagt er. „An solchen Tagen fühlt sich eine Stunde im Ballon an wie ein ganzer Urlaubstag.“
Dennoch sind Ballonfahrten im Ruhrgebiet anspruchsvoll. Grund ist vor allem die dichte Bebauung. „Ich bin zu jeder Zeit vom Wind abhängig und kann mir meinen Landeplatz vorher nicht aussuchen. Ich weiß vorab nie genau, wo ich am Ende runterkomme. Das macht es extrem spannend.“
Mal landet der Heißluftballon auf einem Acker und der Bauer reicht einen Schnaps zur Begrüßung. Mal kommt er aber auch mit der Mistgabel angerannt. „Auch solche Erlebnisse machen das Ballonfahren aus“, sagt Benjamin Eimers. „Es wird einfach nie langweilig.“