Waldbaden in Duisburg
Der Duisburger Stadtwald ist ein großes Erholungsgebiet für alle Generationen. Manuela Sass bringt Kindern die Natur ihrer Heimatstadt nahe – und zeigt ihnen auf den Touren Wildschweine und Matschböden.
Vier Kinder stopfen die Hosenbeine in ihre Gummistiefel, setzen ihre Rucksäcke auf und nehmen sich dicke Äste als Wanderstöcke. Gemeinsam starten sie ihre Tour durch den Duisburger Stadtwald. Manuela Sass begleitet die Gruppe. Die Duisburgerin arbeitet als Reiseleiterin. Als während der Corona-Pandemie keine Trips in ferne Länder möglich waren, entwickelte sie neue Freizeitformate. Sass bietet mittlerweile Waldbaden für Erwachsene an. Dabei geht sie mit Erholungssuchenden raus in die Natur. Die Teilnehmer können inmitten hoher Bäume vom Alltagsstress abschalten. „Waldbaden ist nachweislich gut für Körper, Geist und Seele“, erklärt Sass.
Sie bietet außerdem Entdeckungstouren für Kinder an. Für ihre jungen Begleiter ist der Duisburger Stadtwald eine Art überdimensionaler Abenteuerspielplatz. Sie balancieren auf umgefallenen Buchenstämmen, legen sich ins weiche Moos und beobachten Nacktschnecken, die über den Boden kriechen. Und sie pflücken Brennnesseln. „Wenn Ihr die Stiele beim Pflücken von unten nach oben streicht, brecht Ihr die Köpfchen der Brennhaare nicht ab“, erklärt Manuela Sass. „So tut es auch nicht weh.“ Die Kinder haben wieder etwas Neues gelernt.
Dass die ausgebildete Waldführerin die Touren in ihrer Heimatstadt anbietet, liegt auf der Hand. „Meine Geschwister und ich waren als Kinder ständig im Wald unterwegs“, sagt Manuela Sass. „Wir haben unsere Gummistiefel angezogen und dann ging es raus.“ Sie ist in einer grünen Großstadt aufgewachsen, kennt das Vorurteil vom grauen Duisburg. „Aber das Klischee hat nichts mit der Realität zu tun“, sagt Sass.
Es gibt schließlich nicht nur den Stadtwald im Osten. Duisburg hat auch noch kleinere Wälder wie den Rahmer Wald, den Wald rund um die Sechs-Seen-Platte oder das Bissingheimer Wäldchen. Die grünen Lungen der Stadt sind beliebte und wichtige Nutz- und Erholungsflächen. Teile des Waldbestandes sind bereits mehr 200 Jahre alt. Für einen Ausflug in die Natur gibt es auch die nötigen Pfade: Das gesamte Netz an Duisburger Wanderwegen durch Waldgebiete beträgt gute 300 Kilometer.
Manuela Sass ist mit ihrer Gruppe an einer Abzweigung angekommen. Am Wegesrand wuchert das Große Springkraut. Die Kinder pflücken ein paar Büschel der heimischen Pflanze und laufen dann zu einem weitläufigen Gehege. Dort suhlen sich Wildschweine im Morast – und mit ihren Springkraut-Blättern füttern die Kinder zwei Frischlinge.
Anschließend nehmen die Waldentdecker nun ein zweites Frühstück ein. Auf einer Lichtung breiten sie Decken aus und holen Essen aus ihren Rucksäcken. Manuela Sass hat in den Morgenstunden schon in der Küche gestanden und Brennnessel-Pfannkuchen gebacken.
Gestärkt macht sich die Gruppe auf dem Weg zu einem Quellbach. Die Kinder flitzen durchs Wasser und stehen anschließend bis zu den Knöcheln im Schlamm. Dass die Klamotten dreckig sind, stört sie nicht.